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Schulangst bei Kindern und Jugendlichen: Was kann helfen?

Schulangst ist ein häufiges Phänomen, welches durch eine intensive Angst vor dem Schulbesuch gekennzeichnet ist und viele Kinder und Jugendliche betreffen kann.

Der Schulbesuch wird häufig vermieden und ist stark angstbesetzt.

Es gibt häufige Fehlzeiten und es braucht die Eltern, PädagogInnen und in einigen Fällen auch professionelle Unterstützung durch PsychologInnen, PsychotherapeutInnen, Kinder-und JugendpsychiaterInnen, um die Angststörungen im Kindes- und Jugendalter gut zu bewältigen.

"Eltern und Lehrer sollten auf Warnsignale wie häufiges Kopfweh, Bauchschmerzen, Übelkeit  oder andere körperliche Beschwerden achten, die oft als Ausdruck von Schulangst beobachtbar sind."

(Dr. Michael Schulte-Markwort, Facharzt für Kinder-und Jugendpsychiatrie-Psychotherapie, 2022)

 

Wissenschaft für Kinder & Jugendliche ...

Unterschiedliche Formen der Schulangst (Angststörungen im Kindes- und Jugendalter)

Soziale Phobie/Ängste und Unsicherheiten
  • Angst mit anderen Kindern/Jugendlichen ins Gespräch zu kommen- sich zu unterhalten (z.B in der Pause, im Unterricht, gemeinsam ein Projekt zu machen)
  • Angst im Mittelpunkt zu stehen (z.B. Angst ein Referat zu halten)
  • Angst von anderen negativ bewertet oder beurteilt zu werden
  • Angst im Unterricht aufzuzeigen
  • Angst vor Kritik durch Gleichaltrige oder LehrerInnen
  • Angst, die eigene Meinung zu sagen (Konfliktsituationen)
Emotionale Störung mit Trennungsangst
  • Hauptmerkmal ist die Angst der Kinder/Jugendlichen, dass ihnen oder den Bezugspersonen „etwas passieren könnte“
  • Meist manifestiert es sich schon sehr früh im Kindergartenalter: Schwierigkeiten in Trennungssituationen (Verabschiedung im Kindergarten bei der Übergabe)
  • Angst alleine zu einer Geburtstagsparty zu gehen oder an anderen Freizeitaktivitäten ohne Begleitung der Eltern teilzunehmen
  • Angst alleine im eigenen Zimmer zu schlafen
  • Angst bei einem Freund/Freundin zu übernachten
  • Oft auch einhergehend mit Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Übelkeit in Trennungssituationen
  • Depression
Leistungs – und Prüfungsängste
  • Gehören zu den spezifischen Ängsten im Zusammenhang mit schulischen und beruflichen Anforderungen
  • Hoher Leistungsdruck (Erwartungen der Eltern, LehrerInnen, Gruppe der Gleichaltrigen, Gesellschaft)
  • Negative Erfahrungen (Misserfolgserlebnisse in Prüfungssituationen)
  • Perfektionismus (Sehr hohe Ansprüche an sich selbst und auch an andere)
  • Soziale Leistungsvergleichsprozesse und Stressreaktionen
Mobbingerfahrungen
  • Verbales Mobbing (Beleidigungen, Beschimpfungen, Drohungen und stark kritisierende Kommentare)
  • Soziales Mobbing (Ausschluss aus Gruppen, Ignorieren des Kindes/Jugendlichen, Verbreitung von Gerüchten bis hin zur totalen sozialen Isolation)
  • Physisches Mobbing (schlagen, treten, boxen…)
  • Cybermobbing (Beleidigungen und Entwertungen über die digitalen Medien)
  • Kinder und Jugendliche sollen die Möglichkeit haben mit ihren Bezugspersonen und LehrerInnen über ihre Ängste, Sorgen und Erfahrungen sprechen zu können. Es sollen gemeinsam rasch Lösungen gefunden werden, damit diese stark belastenden Erfahrungen sofort beendet werden können.
  • Im Extremfall können Mobbingerfahrungen über einen langen Zeitraum die Entstehung einer Posttraumatischen Belastungsstörung und Panikattacken begünstigen
Generalisierte Ängste (Ängste in ganz unterschiedlichen Lebensbereichen)
  • Sich ein übermäßiges „Sorgen machen“ in vielen und fast allen Alttagbereichen -(„Sorgenketten“)
  • Inhalt dieser Sorgenketten sind natürlich auch soziale, schulische und leitsungsbezogene Sorgen
  • Schwierigkeiten die Sorgen zu kontrollieren und zu beeinflussen
  • Konzentrationsschwierigkeiten auf schulische Inhalte aufgrund von wiederkehrenden Sorgenketten
Depressive Symptome
  • Depressive Symptome und Schulangst sind häufig auch komorbid vorhanden
  • Oft ist es ein schleichender Prozess mit Stimmungsschwankungen zu Beginn
  • Aufgrund der depressiven Symptomatik ist ein regelmäßiger Schulbesuch zumehmend schwerer und es kommt zu vielen Fehlzeiten
  • Anhaltende Traurigkeit
  • Reizbarkeit
  • Hoffungslosigkeit
  • Sozialer Rückzug
  • Verlust an Freude und Interessen
  • Müdigkeit
  • Verändertes Schlaf-und Essverhalten

Tipps für die Eltern

Eltern und Bezugspersonen spielen eine entscheidende Rolle bei der  Bewältigung der Schulangst.

Offene Kommunikation mit dem Kind/Jugendlichen fördern

  • Zuhören
  • (Zeit nehmen, geduldig zuhören, validieren der unterschiedlichen (auch negativen) Gefühle)
  • Ermutigen
  • Vertrauensvolle Atmosphäre schaffen und gemeinsam nach Bewältigungsstrategien suchen, Zuversicht vermitteln in der Kommunikation…
  • Empathie (Mitgefühl) zeigen
  • Positive Verstärkung (viel Lob!) von Anstrengungen und Fortschritten

Regelmäßiger Austausch mit der Schule und dem Schulsystem

  • Regelmäßige Gespräche über Unterstützungsmöglichkeiten mit der Schule, der Schulgemeinschaft und auch den SchulpsychologInnen können hilfreich sein, um für die Kinder/Jugendlichen geeignete Lösungen kurz-und langfristig zu finden.

Unterstützung der Schulangst durch PsychologInnen und PsychotherapeutInnen (Verhaltenstherapie)

Schulangst ist ein komplexes Problem, welches individuelle Ansätze nach einer durchgeführten psychologischen Diagnostik  erfordert. Klinisch-psychologische Diagnostik kann helfen, die Form der Schulangst besser zu verstehen und gleichzeitig die Behandlungsinterventionen gezielter zu planen.

Unterschiedliche Behandlungsinterventionen bei Schulangst mit Hilfe der Verhaltenstherapie sind hilfreich, unterstützend und wissenschaftlich nachgewiesen, um die Ängste der Kinder/Jugendlichen zu bewältigen und negative Denkmuster und Verhaltensweisen zu erkennen und an diesen zu arbeiten.

Entspannungstechniken lernen

(z.B. Jacobson Muskelentspannung für Kinder und Jugendliche)

 

Angstbewältigungsstrategien und Expositionsübungen

im Umgang mit den Schulängsten („Sich der Angst schrittweise zu stellen“)

posttraumatische belastungsstoerung

Soziales Kompetenztraining

kann ab einem Alter von 4 Jahren bis ins Jugendalter/Erwachsenenalter  durchgeführt werden, um die eigenen sozialen Kompetenzen zu verbessern und sich wohler im Kontakt mit anderen zu fühlen.

  • Soziales Kompetenztraining (SKT) kann im Einzelsetting oder auch im Gruppensetting durchgeführt werden
  • Wie kann ich meine Soziale Kompetenz verbessern? Mit Hilfe von Rollenspielen im psychotherapeutischen Setting werden soziale Situationen überlegt, geübt und im Anschluss im Transfer (Alltag) umgesetzt. Ein Rollenspiel kann bei dem Sozialen Kompetenztraining B. folgendes sein: „Wie kann ich mit einer MitschülerIn aus der Klasse Kontakt aufnehmen/ein Gespräch in der Pause führen?“)
Selbstwertgefühl zu stärken
  • Ressourcen erkennen, stärken und nützen
Stressmanagement
  • Negative Gefühle kennenlernen, benennen und auch die eigenen Emotionsregulationsstrategien optimieren
Kognitive Therapie
  • Negative, angstbesetzte Gedanken werden gesammelt, analysiert und der Zusammenhang zwischen Gedanken, Gefühlen und Verhalten dargestellt. Kognitive Umstrukturierung der negativen Gedanken ist das Ziel
Lernstrategien erlenen und effizient umsetzten können
  • Welche Lernstrategien gibt es? Welche möchte ich gerne ausprobieren und umsetzten? Welche bringen den besten Lernerfolg für mich?
Eltern-und Familienberatung

fuer eltern

  • Hierbei steht die Stärkung der elterlichen Kompetenz und die Ressourcenförderung im Vordergrund.
  • Wie können diese Ressourcen genützt und gestärkt werden, um mein Kind auf diesem Weg zu unterstützen und schrittweise zu begleiten, bis mein Kind wieder angst-und stressfrei dem Schulalltag begegnen kann.
  • Bei ersten Symptomen bald psychologische Abklärung und professionelle Unterstützung suchen- dann kann man sehr zeitgerecht und zielorientiert intervenieren.

 

Wir wünschen allen SchülerInnen, Eltern, Bezugspersonen und auch PädagogInnen einen guten Schulstart! Bei Fragen zu diesem Thema können Sie sich gerne an uns wenden – wir freuen uns!

Verfasst von Dr. Petra Sackl-Pammer, Kinder-Jugend-und Familienpsychologin, Wahlpsychologin, Klinische Psychologin, Psychotherapeutin (VT)